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Ein kurzer historischer Überblick des Gebäudes – zurück in die Zeit des Jugendstils

Jun 19, 2015
Ein kurzer historischer Überblick des Gebäudes – zurück in die Zeit des Jugendstils

Unsere erste Entdeckung zur Geschichte des Gebäudes war ein, auf den 8. Dezember 1936 datiertes Dokument der Brandschutzbehörde, welches uns zeigte, dass der Straßenname diverse Male geändert worden war. Im Jahr 1910 nannte man die Straße Kurmanovskaya iela, änderte den Namen dann in Yumaras iela geändert, bis man sich schließlich für den Namen Ernesta Birznieka Upisa iela entschied.

Im Gebäuden waren Wohnungen und kleine Läden untergebracht – darunter ein Betrieb zur Blechverarbeitung, welcher im Jahr 1936 eröffnet wurde, und interessanterweise auch ein umstrittenes Arzneimittellabor. Dieses erhielt am 23. November 1936 die Genehmigung, Alkohol und Petroleum für Medikamente herzustellen. Allerdings waren die Utensilien nur sehr einfach und daher gefährlich, wodurch die Brandschutzbehörde das Labor nach nur zwei Wochen schließen ließ.

Während wir uns durch die Handgeschriebenen Papiere arbeiteten, fanden wir auch das älteste Dokument, welches am 16. März 1910 erstellt wurde und sich als unsere spannende Entdeckung herausstellen sollte. Uns war das Originaldokument der Erlaubnis zum Bau eines fünfstöckigen Steingebäudes in die Hände gefallen, unterzeichnet vom Leiter des Baus, Paul Mandelstam!

Paul Mandelstamm

Was für eine Überraschung das war! Das Gebäude, in dem sich das Baltic Suites befindet wurde von einem der wichtigsten Architekten des Jugendstils in Riga entworfen, der zudem der offizielle Architekt der jüdischen Gemeinde der Stadt war. Diese Entdeckung bekräftigte uns darin, das Haus mit derselben Leidenschaft und mit der gleichen Sorgfalt zu erhalten, die Mandelstam vor 100 Jahren von seinen Arbeitern erwartete.

Paul Mandelstamm (1872-1941) wurde in Zagori, dem heutigen Zagare, im Norden Litauens, in der Nähe der lettischen Grenze geboren. Mandelstamm absolvierte sein Architekturstudium an der Polytechnischen Universität Riga und erbaute anschließend über 70 Gebäude in der litauischen Hauptstadt. Seine Gebäude sind dem Jugendstil zuzuordnen, und in der Gestaltung gleichzeitig ungewöhnlich und funktionell.

Ende des 19 Jahrhunderts waren in Riga mehrere Architekten damit beschäftigt das Gesicht der Stadt neu zu gestalten. Mandelstamm war einer der Zentralfiguren dieses Vorhabens.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde er der offizielle Architekt der jüdischen Gemeinde in Lettland und ein Großteil seiner Arbeit wurde von jüdischen Kommunen und religiösen Organisationen subventioniert. Dennoch war seine Arbeit auch außerhalb der jüdischen Gemeinde sehr gefragt. Ein Bespiel hierfür ist das Gebäude, welches heute das Studio des lettischen Radios beherbergt (8 Dome Platz).

Einige seiner berühmtesten nicht-jüdischen Gebäude befinden sich in der Altstadt: Marstļu Straße 16; Kalēju Straße 23; Grecinieku Straße 8; und in der Šķūņu Straße 8. Weitere Gebäude liegen in anderen Stadtteilen, wie beispielsweise das Straßenbahn-Depot in der Fridriha Straße 2, eine Schule in der Alberta Straße 10 und ein Bürogebäude in der Elizabetes Straße 51.

Mandelstam war auch am Bau der Zeylen Shul Synagoge beteiligt, sowie am Entwurf der jüdischen Berufsfachschule. Hier kombinierte er traditionelle jüdische architektonische Elemente mit den Stilen Art Nouveau / Jugendstil und Eklektizismus, welche zu seiner Zeit sehr populär waren.

Spielte er eine Schlüsselrolle im Entwurf und beim Bau der beiden jüdischen Friedhöfe in Riga. Mandelstam entwarf das Gebetshaus und das Leichenschauhaus am alten Friedhof und war verantwortlich für die Planung des neuen Friedhofes, den Begrenzungszaun des Friedhofes, sowie für die Planung der Trauerhalle.

Vor dem Ersten Weltkrieg entwarf Mandelstamm das Gebäude für den Jüdischen Club in der Skolas Straße 6, welches er Mitte der 20er Jahre nach den Bedürfnissen des jüdischen Theaters rekonstruierte. Das Gebäude beherbergt heute das Jüdische Gemeindezentrum und das berühmte Museum ‘Juden in Lettland’.

Traurigerweise verstarb Mandelstamm während der Judenverfolgung zu Beginn der Besetzung Rigas durch die Nationalsozialisten, doch sein Werk lebt weiter.

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